• Die Anfänge

    Die Brüder Marquart und Chunrad Craws sind Lehensherren über 6 Bauernhöfe in Punreuth (Gemeinde Immenreuth). In ihren Wappen führen sie eine Krausse (Krug ohne Henkel). Nach mehrmaligen Plünderungen und Brandschatzungen durch die Hussiten verkauften sie die Gehöfte an die Bewirtschafter. Der Erlös wurde untereinander aufgeteilt. Chunrad kaufte sich in Ramlesreuth ein Hammerwerk und stellte Bleche und Eisenwaren her. Marquart suchte sich ebenfalls eine neue Bleibe. Um Kemenata war eine dicke Stadtmauer gezogen, die vor den Hussitenüberfälle schütze. Außerdem war die Stadt Schnittpunkt vieler Handelwege und es herrschte reges Geschäftstreiben. Das waren wohl die Gründe, weshalb er sich in Kemnath niederließ.

  • Das Stammhaus

    1392 kaufte er das Stammhaus am oberen Marktplatz. Marquart handelte mit den Blechen und Eisenprodukten die sein Bruder Chunrad herstellte. 5 Generationen lang lieferten die Geschäfte gut aber die Konkurrenz wurde immer größer und der Eisenhandel ernährte die Krauß-Familie nicht mehr. Deshalb ließ der Vater Erhardt Khraus seinen Sohn Jörg das Bäckerhandwerk erlernen. Brot war in dieser Zeit das Hauptnahrungsmittel und bot somit ein sicheres Einkommen. Nach den Regeln der Zunft konnte Jörg keine neue Bäckerei aufmachen, er musste warten, bis eine Bäckerei „ledig“ wurde. Entweder durch Übernahme von einem Altmeister, der keinen Nachfolger hatte oder durch Einheirat. Jörg ehelichte Elisabeth, eine Bäckermeistertochter und übernahm von seinem Schwiegervater das Meisterrecht.

  • Gründung der Bäckerei

    1573 erfolgte die Gründung der Bäckerei in diesem Haus, das nach einem großen Stadtbrand wieder aufgebaut wurde. Jörg war also der erste Bäcker in der langen Bäcker-Adl-Dynastie.

  • Hl. Primian

    Am 27. August 1692 fuhr ein Ochsengespann mit den Reliquien des Hl. Primian über den Marktplatz von Kemnath in Richtung Kirche. Pfarrer Arckhauer hatte die Gebeine des Hl. Primian, die in den Katakomben von Callisti beigesetzt waren, geschenkt bekommen. Beim Krauß-Anwesen entlud sich ein heftiges Gewitter. Ein gleißender Blitzschlag und ein lauter Donnerknall erschreckte die Tiere derartig, dass sie nicht mehr weiter zu bewegen waren. Seither hieß das Krauß-Haus auch Primianhaus. Der Hl. Primian wurde der Schutzheilige der Stadt und auch der Kraußens.


  • Bäcker-Adl

    1711 übernahm Johann Adam in der 10. Generation die Bäckerei von seinem Vater Andreas. Er durfte außer Brot auch Weißbrot, Semmeln, Weckerl, Zöpferl und Brezn herstellen. Das war eine Höherstellung unter den damals 11 Kemnather Bäckern. Diese waren nur Sauerbäcker und durften nur Sauerteigbrot herstellen. Johann Adam tat viel für die arme Bevölkerung und die Stadt. Er stiftete die 4 Glocken, die heute noch in der Stadtpfarrkirche zum Gebet läuten. Er war sehr beliebt in Kemnath und noch weit darüber hinaus. Deshalb verlieh ihn der Rat der Stadt ein neues Siegelwappen. Eine Breze mit einem eingearbeiteten A. Von diesem Adam stammt auch unser Hausname „Bäcker-Adl“.

  • Der große Stadtbrand

    Im Jahr 1848 wütete wieder ein verheerender Brand in der Kemnather Stadt. Die Bäcker-Adls beteten wie immer zu ihrem Primian, dass er über das Krauß-Haus seine schützenden Hände hält und oh Wunder. Das Krauß-Haus blieb vom Feuer verschont, obwohl die restliche Innenstadt in Schutt und Asche lag. Seither tragen die männlichen Nachkommen den Namen Primian oder Primianus in ihren Vornamen.

    Von der 13. Generation 1796 bis zur 17. Generation 1974 erlebte keiner der Krauß-Männer seinen 50. Geburtstag. Alle starben sehr jung. Die Witwen mussten deshalb die Geschicke der Bäckerei selbst in die Hand nehmen und das Geschäft mit Umsicht und Tüchtigkeit führen. Das war bestimmt nicht immer einfach.

  • Abriss und Neuaufbau

    1955 wurde das Haus von Heribert in der 17. Generation abgerissen, den neuzeitlichen Bedürfnissen angepasst, wieder aufgebaut. Die Backstube wurde während der Bauphase ins Hinterhaus in der Schmidtstrasse verlegt. Der Verkauf war ein paar Häuser weiter im heutigen Rückgebäude der Familie Reichold.

  • Renovierung

    Im Jahr 1980 wurde der Laden renoviert und wie damals üblich, große Schaufenster eingebaut. Auch eine Leuchtschrift durfte nicht fehlen.

  • Übergabe

    Gottfried übernahm die Bäckerei von seiner Mutter Luise und führte sie mit seiner Frau Veronika bis Ende 2018.

  • Gedenktafel

    Der kleine Stefan durfte im Jahr 1983 die Gedenktafel enthüllen. Diese wurde auf Anregung eines „Onkels“, Hans Georg Kraus wohnhaft in Prien (Chiemsee) angeschafft. Von ihm stammte das Wissen über unsere Familie. Seine Lebensaufgabe war die Ahnenforschung. Er schrieb das Stammbuch der Familien Kraus der Stadt Kemnath in der oberen Pfalz.

  • Älteste Bäckerei Deutschlands

    Veronika Krauß ließ über die Handwerkskammern in Gesamtdeutschland Nachforschungen anstellen, ob es noch eine ältere Bäckerei gibt, die seit ihrer Gründung ununterbrochen und immer als Familienbetrieb in Generationenfolge geführt wird. Nach etlichen Monaten teilte ihr die Handwerkskammer mit, dass laut Gründungsdaten keine ältere Bäckerei in ganz Deutschland gefunden wurde.

  • Bäckerei Umbau

    Das Hinterhaus mit dem Pferdestall (Schmidtstrasse) wurde abgerissen, die Backstube vergrößert und eine Konditorei mit eingebaut. Der Innenhof fiel weg und die Bäckerei mit Garage wurde über das gesamte Erdgeschoss, vom Stadtplatz bis zur rückwärtigen Schmidtstrasse gezogen.

  • Laden Umbau

    Der Laden wird vergrößert und ein kleines Cafe mit eröffnet. Die Fassade wurde im Einvernehmen mit dem Denkmalsamt wieder vor die Zeit des Neubaus (1955) angeglichen. Die Eingangstüre wurde wieder zum ehemaligen Torbogen und die großen Schaufenster zurückgebaut. Ebenso verschwand die Leuchtschrift und unser Hausname Bäcker-Adl wurde direkt auf die Fassade aufgebracht. Natürlich bekam auch unser Hl. Primian wieder eine Niesche.


  • Übergabe an die 19. Generation

    Gottfried Primian und Veronika in der 18. Generation übergeben die Bäckerei an den Sohn Stefan Primianus und seine Ehefrau Susanne (nun 19. Generation).


  • Erste Filiale

    Am 1. Mai 2019 Eröffnung der 1. Filiale in Kastl in der Metzgerei Macher

  • Zweite Filiale

    Am 1.Juli Eröffnung der 2. Filiale in Waldeck in der ehemaligen Bäckerei Reichenberger

  • Investition in die Zukunft

    Da die alten Backöfen nach 35 Jahren verbraucht und nicht mehr effizient waren, mussten sie ausgetauscht werden.

    Dies ging dann im Juni über die Bühne. Morgens wurde noch mit den alten Öfen gebacken und am Abend liefen schon die neuen an der selben Stelle. Was den ganzen Tag ein Kraftakt war.

    Alles abschließen, Strom, Wasser und Gas, die Öfen abbauen, die neuen aufbauen und anschliesend alles wieder neuverlegt und auch wieder Dicht anschließen.

    Am nächsten morgen wurde dann schon mit den neuen Öfen gebacken. Es war schon ein anderes backen da merkt man dich die Veränderungen der letzten 35 Jahre.

  • 450 Jahre Bäcker-Adl

    450 Jahre Bäcker-Adl mit jeder menge Aktionen und Feiern!

    Wie zum Beispel, am 22. Juli ist am Stadtplatz ein großes Fest mit Musik bis in die Abendstunden.

    Angefangen mit Weißwurst Frühstück, gefolgt von Kaffee mit Kuchen oder Torte, auch Bratwurst, Steak und Hamburger dürfen auch nicht fehlen.

    In den Nachmittagstunden gibt es immer wieder Führungen durch die Backstube und so gegen 18 Uhr ist eine Gutschein Aktion.

Verfasst von Veronika Krauß